Aus Wilhelmsburg in die WeltWie Jugendliche nachhaltige Mode machen – und ein Video darüber

Eine Gruppe von jungen Menschen steht und sitzt vor einem roten Vorhang. Die Personen tragen unter anderem T-Shirts des Mode-Labels.

RECONICE heißt für mich, dass wir Schüler etwas selber machen, was auch nachhaltig ist. In einem Video sind diese Worte eines Jungen von einer Schule aus Hamburg Wilhelmsburg zu hören. Zu sehen sind Schüler*innen, die ein Logo auf eine Wand sprühen, ein Label auf Hoodies nähen und schließlich Pullover aus Paketen holen. Es sind die neuen Designs ihrer eigenen Marke: RECONICE.

Entstanden ist der Film an der Nelson-Mandela-Schule. Mit einem Hip-Hop-Beat unterlegt, erzählen Jugendliche, warum sie hier ein eigenes Label betreiben und sprechen ebenfalls über ihren Bezirk: „Auch wenn dieser Stadtteil Wilhelmsburg vielleicht als Ghetto von anderen verurteilt wird“, wollen sie zeigen, „dass auch wir uns für Nachhaltigkeit und die Umwelt einsetzen“, erzählt eine Mädchenstimme zu Beginn.

Die Idee ist Anfang 2020 entstanden: Ein nachhaltiges Label gemacht von Schüler*innen. Zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald geht das Projekt mit 19 Schüler*innen los. Bald ist klar, was das erste Produkt sein soll: eine nachhaltige Tasche. Dabei stellt sich die Frage, was nachhaltig überhaupt bedeutet: „Es schadet der Natur nicht“, beginnt ein Schüler im RECONICE-Video und ergänzt, „dass die Leute, die diese Sachen produzieren, fair bezahlt werden“. Die Tasche soll aus ökologischen und wiederbenutzten Materialien hergestellt werden und lange halten – ganz im Sinne von sogenannter Slow Fashion. Daher der Name: RECONICE steht für „REused, eCOfriendly, NICE to the world”.

RECONICE steht für „REused, eCOfriendly, NICE to the world”.

Die Schüler*innen aus Hamburg sprechen in dem selbst produzierten Video über Nachhaltigkeit und ihr eigens entwickeltes Model-Label.

Von solch einer Idee zu einem fertigen Produkt ist es allerdings ein langer Weg. Die Gründer*innen bilden fünf Teams, die die Aufgaben unter sich aufteilen: von Marketing und Logodesign bis hin zum Produktmanagement. Bei der Produktion unterstützt das Hamburger Label Bridge&Tunnel, das lokal in Hamburg produziert.

Doch es kommen auch erste Hürden auf das Team zu: Die Corona-Pandemie bremst das Projekt kurz nach dem Start 2020 aus. Mit Hilfe von engagierten Lehrkräften und Schüler*innen wird diese Zeit überbrückt. Ein Verein wird gegründet und das Start-up so fest an der Schule verankert.

Als nächstes muss Geld gesammelt werden. Mit dem Rat für nachhaltige Entwicklung und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt findet das Projekt zwei Förder*innen. Und der Verein startet eine Crowdfunding-Kampagne, mit der er 2021 erfolgreich genügend Startkapital sammeln konnte. Dazu kommt der Buchholzer Nachhaltigkeitspreis, der etwas Geld in die Kassen bringt und die Motivation hochhält. RECONICE gewinnt den dritten Platz und die nächste Generation von Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule steigt in das Projekt ein.

„Teamarbeit ist das A und O. Immer zusammen Ideen herbringen und die dann auch zusammen ausführen.“ Schüler der Nelson-Mandela-Schule

Mit dabei sind Jugendliche aus den Jahrgangsstufen 9 sowie 10 und schnell wird klar: Es soll mehr als nur eine Tasche produziert werden. Hoodies und T-Shirts werden entworfen, in Zukunft soll auch Sportkleidung ins Sortiment aufgenommen werden. „Teamarbeit ist das A und O. Immer zusammen Ideen herbringen und die dann auch zusammen ausführen“, beschreibt ein Jugendlicher die Arbeit im Video.

Immer wieder wird in der Gruppe diskutiert, was nachhaltiger Konsum bedeutet. In Workshops reflektieren die Schüler*innen das eigene Konsumverhalten und sprechen über die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen festgelegt worden sind.

Dabei geht es nicht nur um Umwelt und Klima, sondern ebenso um soziale Aspekte von Nachhaltigkeit. Die Jugendlichen aus dem sozioökonomisch benachteiligten Stadtteil haben ein gutes Gespür für soziale Missstände. Dass Geschlechterungleichheit, Rassismus und Diskriminierung sowie finanzieller Not zu Nachhaltigkeit gehören, ist für viele neu.

Umso wichtiger ist es für das Projekt, auch diese Themen zu transportieren. Dazu soll ein Video entstehen. Damit dieser dem ambitionierten Start-up gerecht wird, soll das von professionellen Filmemacher*innen in die Hand genommen werden. Die finanziellen Ausgaben übernimmt das Aktionsgruppenprogramm von Engagement Global.

Der Videodreh kostet einige Jugendliche durchaus Überwindung. Denn der Clip soll natürlich online gehen, die ganze Schule wird ihn sehen. Dann rückt der Drehtag näher. Die Locations sind geplant, der Drehablauf steht, es wird gefilmt. Im März 2024 ist es so weit: Das RECONICE-Video wird veröffentlicht. Und das junge Label hat einen neuen Kanal, um sich und seine Vision zu präsentieren.

RECONICE – das ist Einsatz für nachhaltige Mode und fördert das Selbstvertrauen der beteiligten Schüler*innen. Alime ist eine von ihnen, für sie hat die Mitarbeit jetzt schon den Glauben an die eigenen Fähigkeiten gestärkt: „Seitdem ich an der Schule bin und jetzt auch bei RECONICE, habe ich mich viel mehr geöffnet und trau mich auch viel mehr.“

Weitere Informationen

Ein Schüler hält einen Beutel mit der Aufschrift „Never stop healing the earth!" in die Kamera.
Der Schriftzug des Label „Reconice" an einem Pullover.
Das Logo des Labels „Reconice.
Eine Schülerin sprayt die Worte „Reconice" an eine Backsteinwand.

RECONICE  ist der Name eines nachhaltigen Model-Labels, das Schüler*innen aus Hamburg selber entwickelt haben. Es steht für mehr Fairness in der Gesellschaft und soll vor allem Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen erreichen.

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